Vom Weg abgekommen ...
" ... In meiner Vorstellung war der Journalismus in seiner durch Zeitungsdruck und Rundfunk damals aufkommenden sich immer mehr verbreitenden Form gewachsen, um alle Menschen darüber zu informieren, was in der weiten Welt fern ab vom heimischen Horizont geschieht. Ein Luxus der früher nur politischen Akteuren der höheren Klassen zuteil wurde. Es muss eine fantastische und wundervolle Entwicklung für die Menschen seiner Zeit gewesen sein, als sie zunehmend das Gefühl bekamen, an der Welt teilhaben zu dürfen, durch die Informationen die sie durch den jungen euphorischen Journalismus bekamen, der sich leidenschaftlich für die neue Idee der transparenten Weltgeschehnisse einsetzte. Was wäre zum Beispiel sonst noch alles Furchtbares im Kongo-Becken damals geschehen, ohne die Morel Reports? Oder denken wir an den Waterloo Skandal. Ein journalistisch-historisches Zeit-Monument. Nur: Zunehmend gewinnt man heute aber leider den Eindruck, dass Journalismus sich instrumentalisieren lässt von Kräften, die nur dafür sorgen, dass etwas "passiert" damit es vom Journalismus zur Kenntnis genommen, zu Kanonenfutter verarbeitet wird. Man benutzt sich gegenseitig um im Gespräch zu bleiben in einer Zeit des Informationsüberflusses und bringt das Fass zum überlaufen. Und durch die inzwischen sehr gedehnte Grenze des Mach- und Sagbaren ist dies meistens etwas unfassbar Schreckliches, was überhaupt noch dazu taugt. So dass man sich anfängt zu wünschen, es gäbe den ganzen Mechanismus gar nicht mehr... inklusive Journalismus ... - Die Kunst heute ist nicht, an Informationen heran zu kommen, die Kunst heute ist, die wesentlichen Informationen herauszufiltern, in einer realistisch überschaubaren Zeit ..."
~~ Zitat aus dem Theaterstück "Mirandot" von Sebastian Ugovsky-Strassburger