Eine Frage der Perspektive
Während mich der Blick in die Sterne, dieses ewige und doch so verheißungsvolle Schwarz und das Bewusstsein über seine Weite, die wahrlich bildliche Empathie für diesen unfassbaren Raum in diesem Kosmos und seine Bedeutung mehr als ergreifen, mich auch begreifen lassen, wer ich bin und wo ich in diesem Raum stehe, auf diesem Gefährt namens Erde hindurchschwebe, läßt es mich für diesen Augenblick den Blick abwenden von den kleinen Details, dem anderem Universum, dem Mikrokosmos, der mindestens ebenso unendlich, schwer er- und begreifbar und doch in seiner Weite so mächtig wenn erfasst zu wirken scheint.
Beide Kosmen sind so unerfassbar groß, dass sie mir spürbar Größe verleihen, wenn ich auch nur versuche sie zu erfassen. Sie lehren mich Gefühle, die mein Leben immer wieder neu ordnen, meinen Tod und der Zeit bis dahin eine andere Skala geben, ein Gefühls- und Denkgerüst, das anders gepolt ist als unsere Begriffe von Glück, Unglück, Bedeutung und Bedeutungslosigkeit oder Liebe, Hass, Trauer, Reichtum es jeh beschreiben könnten. All diese reichen nicht aus im Vergleich zu dem, was man zu fühlen und denken im Stande ist mit der Vorstellungskraft die die beiden Kosmen umfasst.
Menschen mit Fantasie sind keine Fantasten, sie sind Menschen mit Vorstellungskraft. Man möchte es ihnen nicht glauben, ja manchmal glaube ich fast nicht gönnen, dass sie sich all die Dinge tatsächlich vorstellen, fühlen, begreifen können, vielleicht aus einem irdischen Gefühl von Neid, weil es jenen nicht vergönnt ist, die nicht einmal in der Lage sind sich vorzustellen dass sich andere dies vorstellen könnten.
Wenn ich ein Wasserohr mit den Augen von dem Punkt aus verfolge, in dem es aus der Wand kommt, und bis dahin wo es wieder in die nächste Wand eintritt, bedauere ich nicht den Sanitärinstallateur für seinen Beruf sondern erfasse die Absurdität dieser Konstellation: das Wasser, ein Element was in dieser schwarzen Weite unseres riesigen Universums einzigartig ist und doch ein ganz typischer Bestandteil dieses Kosmos sein muss, wenn es so vieles auf diesem Planeten bewirkte, und der Umstand dass eines der seltsamen Wesen welches dieses Wasser in Millionen von Jahren einst hervorgebracht hat, es nun in Rohre aus Stahl einzwängt, einem Stoff, der unter dem Mikroskop genauso spannend ist wie in seiner Entstehung und seiner Position zwischen all den faszinierenden chemischen Elementen im Unviersum. Wie wenig wir doch begreifen darüber wie nah wir dem Kosmos sind, der uns so weit weg erscheint. Denn wir sind mitten drinn. In beiden. Alles eine Frage der Perspektive.
All die Sonnen da draußen, manche so groß, dass unsere im Verhältnis dazu wie ein Sandkorn am Rande eines Felsens erscheint. Und all diese Sandkörner die im inneren ein ganzes Universum offenbaren. Und ich? Ich mitten drin. Hin und her geworfen zwischen den Blicken ins Weite, ins Große Ganze und ins Innere das unendliche Kleine, und doch unendliche, so unendlich wichtige, aus dem all das Große zusammen gesetzt scheint.