Geschichte wiederholt sich
Wenn ich mir die derzeitige politische Landschaft so anschaue, kann das was in der Filmlandschaft passiert nur Galgenhumor sein. Meine vor Jahren halb im Scherz geäußerte Idee scheint wahr zu werden: Wir leben wirklich wieder in den Dreißigern. Dumpfe Komödien gegen die auflauernde Dystopie eines durch Fremdenangst und derer Gegner aufgewühlten und zerrissenen Mitteleuropas, das jetzt eigentlich kluge Köpfe braucht, auch in der Kunst, die uns alle zur Besinnung rufen. An Stelle dessen lachen wir aber lieber über Fekalhumor und halten die Hand vor den Mund, weil es so witzig ist wenn jemand Penis oder Muschi sagt, während alles um uns herum politisch auseinanderbricht. Die Welt ist so nicht witziger, sondern schon arg traurig, nicht toleranter sondern garstiger, und die Geschichte wiederholt sich...
"Das Lachen der Hyäne ist meist im Dunkeln und wenn der Tod in der Nähe ist zu hören. Die Hyäne ist ein Aasfresser und ihr Lachen wiehert gerade aus jeder Ecke des Landes ..."
Zitat, "Mirandot" (Theaterstück v. S. Ugovsky-Strassburger)
Das immer weiter Aufspalten der Gesellschaft durch gegenseitige Denunziation der Standpunkte und derer Verallgemeinerung und Verlächerisierung ist keine Lösung für Konflikte. Auch nicht in der aktuell hitzig diskutierten Flüchtlings-Situation. Die Parolen mancher derzeitiger Bedenkenträger auf allen Seiten sind leider kein Deut besser als jene Parolen, die sie jenen die sie angreifen wollen vorwerfen. Ein ironischer und so offenkundiger Kreislauf, dass man wirklich anfangen muss an allem zu zweifeln, weil es scheinbar keiner bemerkt. Da gefallen mir Kommentare wie z.B. von Charlez Aznavour, der sich nur auf die eigene multikulturelle Familie bezieht ohne mit dem Finger auf andere zu zeigen oder von Richard von Weizäcker (Bundespräsident a.D.), der schon in seiner Rede vom 8. Mai 1985 zum 40. Jahrestages zur Beendigung des Krieges in seinen weisen Worten zum Dialog gegenüber ALLEN Andersdenkenden aufruft und sich gegen gegenseitigen Hass ausspricht, bei Weitem besser zu dem Thema, als die dumpfen Anti-Parolen, die derzeit zunehmend in jeder Ecke des Boxrings kursieren. Schade, dass solche klugen Köpfe aber da die Minderheit sind, man Ihnen nicht zu"hört", weil sie nirgends hinzuge"hören", zu beobachten ist, dass das immer weiter so geht mit der gegenseitigen Hochschaukelei. Bis wir wieder Straßenschlachten erleben müssen wie in der Weimarer Republik. Die Missgunst gegenüber Andersdenkenden ist derzeit auf allen Seiten größer als der Wunsch auf einen glimpflichen Ausgang des gegenseitigen Konflikts. Und das bedeutet meistens nichts Gutes.
Noch ist es nicht zu spät: Mit Schuldzuweisungen und moralischer Erhebung gegen Andersdenkende um sich selbst klar zu positionieren, kommen wir nicht weiter. Auf keiner Seite. Schulterklopferei und Schulterschluss sind keine Anzeichen für Entschlossenheit sondern für Verschlossenheit, Unbereitschaft zum Dialog. Auf jeder Seite. Nur mit Aufklärung und unermüdlichen Versuchen des Dialogs, egal wieviele davon scheitern oder wie wenig man dem Gegenüber zutraut aus eigenem Standpunkt heraus, kann man sich annähern oder z.B. in den Köpfen jener Menschen etwas Positives bewirken, die nur ihren eigenen Tellerrand sehen wollen, aus welchen mehr oder weniger nachvollziehbaren Gründen auch immer. Da hilft es wenig, wenn man Wohlhabendere unserer Gesellschaft auf die Bühne stellt, um mit ihrer Stimme Vorwürfe auszuteilen und jeden diffamieren zu wollen, der keine eindeutige Einstellung in ihrem eigenen Sinne dazu hat. Das ist nicht mutig, sondern nur populär und medienwirksame virale Selbstvermarktung. Die Leittragenden von Entscheidungen sind jene meistens nicht. Nur ihre besten Zuhörer. Die Provokation wird dadurch nur noch schlimmer. Das ist nun mal einer der Vor- und Nachteile einer Demokratie, je nachdem wo man gerade steht: es geht nicht ohne die Menschen darin. Und nicht ohne Mehrheiten. Manchmal leider, manchmal Gott-sei-Dank, jeh nachdem ob man gerade zur Mehrheit gehört oder nicht.
Es spielt keine Rolle wer lauter brüllt oder überzeugender mit dem Finger auf andere zeigt, denn was Angst bewirkt, sollten wir doch ein für alle mal gelernt haben. Und wer Angst säht, muss sich nicht wundern, dass diese sich dann dort auch auf wiederholte und auf gleiche Weise wieder zeigt, wie schon so oft zuvor, und wie auch bei der aktuellen Fremdenangst odre der Angst vor einem zu großen Rechtsruck im Land wieder zu sehen ist. Es spielt keine Rolle wer lauter brüllt im Recht zu sein. Es spielt nur eine Rolle, wer die überzeugenderen verbalen Argumente hat in den Dialogen mit allen Andersdenkenden in den Diskussionen die zu Entscheidungen führen, und vor allem, wer sich auch selbst an seine Überzeugung hält. Und wer Toleranz predigt ist nun mal zu Toleranz verdammt, sonst ist derjenige weder überzeugend noch glaubwürdig. Wer zeigt wie Toleranz in Praxis aussieht, verrät nicht seine eigenen Ideale indem er gegen Andersdenkende hetzt und deren Wut und Angst nur noch vergrößert.
Es ist beunruhigend mit anzusehen wie zunehmend Weniger das Geschick des Dialogs, der Poltik und der Diplomatie beherrschen, wie immer weniger zuhören, und wie zunehmend mehr sich im laut gegen andere Hetzen üben. Und ich mache da keine Ausnahme. Auf keiner Seite. Das hochgespühlte Interesse an dem Thema ist doch eh geheuchelt. Das Thema ist nicht neu und die Problematik besteht seit Jahrzehnten. Warum es sich jetzt wieder so aufheizt, kann nur heißen, dass es entweder etwas gibt, was gerade im Schatten der Ereignisse geschehen soll, oder dass irgendwo ein Interesse daran besteht, dass sich Europa innerlich aufreibt, oder beides. Egal wie, es wäre nicht neu. Lasst das nicht zu und kühlt die Gemüter ab! Alle! Sofort.